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Lena-Sonette

I

Was Lena zaubern will an Funkelglanz
in aufgesetzt grelleuchtenden Pupillen,
wirkt wie ein basiliskisch kaltes Killen
und wie ein schattenloses Spiel im Tanz.

Obwohl sich alles gleicht, paßt keines ganz
zum anderen, hegt jedes eignen Willen,
um Neugier hier und dort nur Spott zu stillen,
verachtend oder voll von Firlefanz.

Auf jedem Antlitz ruht ein Hauch von Tod,
als sei bedeckter Schmerz der Schönheit

Krönung

und jedes Lächeln blendende Verhöhnung.

Die Köpfe, aufgereiht wie zum Gebot
für Wachsfiguren, gelblich in der Tönung,
bewegen keine Wimper zur Versöhnung.

Richard Klaus: Eisprung III

Richard Klaus. Photo: Klaus Metschuck. Aus total, 6. Jg. Nr. 17

Richard Klaus ist tot


Am 11. Februar 1991 starb in Berlin 66jährig der Lyriker und Prosaist Richard Klaus. Kurz vor seinem Tod zog er diese Summe: »Kürzlich rechnete ich gut 1000 bislang gedruckte Seiten für mich aus … quer hin durch den Obstgarten der ›Gebiete‹. Sanfte Erotik, zynisch ausgefallene und sachlich ›abhandelnde‹ Erotik, Essays, Kurzprosa, Lyrik usw. verstreut wie Flugsand über gut dreißig Jahre. Nicht wenig in der Menge, aber auch nicht viel.« (Aber seit wann macht es die Menge?!)

Richard Klaus wurde 1924 in Halberstadt geboren, verbrachte seine Jugend in Waisenhäusern und den berüchtigten nationalsozialistischen Erziehungsanstalten. Vorübergehend technischer Zeichner bei Messerschmitt in Wiener Neustadt. Der junge Richard Klaus mußte als Richtschütze der Vierlingsflak auf einem umgebauten Walfänger am 2. Weltkrieg »teilnehmen«: »… unterm Beschuß durch die Spitfires als einziger auf meinem Sitz festgeschnallt, die Trommellader konnten Deckung suchen … Der Richt- und Vernicht-Schütze dem Tod ebenso wie der Zufälligkeit des Lebens preisgegeben.« Kehrte mit ernährungsbedingter Lähmung der Beine aus französischer Kriegsgefangenschaft zurück (überreichlich Platterbsen in der Lagerkost). Der neurochirurgische Eingriff am Rückenmark hat nicht geholfen (ohne Betäubung: weil dann nämlich falsche Schnitte hörbar werden). Richard Klaus dazu: »Lahm dann retour als eigenes Doch-noch-Opfer – Naivere könnten Schicksal für ›gerecht‹ halten.«

In Berlin Kontakt mit der Gruppe der Ultimisten um Klaus M. Rarisch und Dieter Volkmann. Lyrik, Prosa und Aufsätze im »Ultimistischen Almanach« (1965) und anderen Anthologien, in »total« und anderen Zeitschriften sowie im Rundfunk. Erotische Romane und Erzählungen insbesondere in der Bourbon-Presse und der Olympiapress – sie fielen durch »neuartige« Motivik auf, z. B. »Liebe unter Krüppeln« (Richard Klaus: »eine bis dahin nie vorfindbare Falltür zur Hölle«). Sonette aus seinem ausufernden Sonettwerk erschienen in früheren »Meiendorfer Drucken« (mit seiner Stimme auch auf Cassette). Sein großer Roman »Die Pyranhas« blieb Manuskript.

In den Sonetten von Richard Klaus rühren Spott & Bitterkeit (mit Trauerrand) unausweichlich an Schmerzgrenzen. Bilder wirbeln hin …

R. W.

Meiendorfer Druck Nr. 23
(1992)

Richard Klaus
EISPRUNG III
Gedichte aus der Lauge

16 Seiten Oktav ohne Umschlag (250 Exemplare)

 

 

 

 

Richard Klaus bei fulgura frango

 

 



 


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