Am 11. Februar 1991 starb in Berlin 66jährig der Lyriker und Prosaist Richard Klaus. Kurz vor seinem Tod zog er diese Summe: »Kürzlich rechnete ich gut 1000 bislang gedruckte Seiten für mich aus
quer hin durch den Obstgarten der Gebiete. Sanfte Erotik, zynisch ausgefallene und sachlich abhandelnde Erotik, Essays, Kurzprosa, Lyrik usw. verstreut wie Flugsand über gut dreißig Jahre. Nicht wenig in der Menge, aber auch nicht viel.« (Aber seit wann macht es die Menge?!)
Richard Klaus wurde 1924 in Halberstadt geboren, verbrachte seine Jugend in Waisenhäusern und den berüchtigten nationalsozialistischen Erziehungsanstalten. Vorübergehend technischer Zeichner bei Messerschmitt in Wiener Neustadt. Der junge Richard Klaus mußte als Richtschütze der Vierlingsflak auf einem umgebauten Walfänger am 2. Weltkrieg »teilnehmen«: »
unterm Beschuß durch die Spitfires als einziger auf meinem Sitz festgeschnallt, die Trommellader konnten Deckung suchen
Der Richt- und Vernicht-Schütze dem Tod ebenso wie der Zufälligkeit des Lebens preisgegeben.« Kehrte mit ernährungsbedingter Lähmung der Beine aus französischer Kriegsgefangenschaft zurück (überreichlich Platterbsen in der Lagerkost). Der neurochirurgische Eingriff am Rückenmark hat nicht geholfen (ohne Betäubung: weil dann nämlich falsche Schnitte hörbar werden). Richard Klaus dazu: »Lahm dann retour als eigenes Doch-noch-Opfer Naivere könnten Schicksal für gerecht halten.«
In Berlin Kontakt mit der Gruppe der Ultimisten um Klaus M. Rarisch und Dieter Volkmann. Lyrik, Prosa und Aufsätze im »Ultimistischen Almanach« (1965) und anderen Anthologien, in »total« und anderen Zeitschriften sowie im Rundfunk. Erotische Romane und Erzählungen insbesondere in der Bourbon-Presse und der Olympiapress sie fielen durch »neuartige« Motivik auf, z. B. »Liebe unter Krüppeln« (Richard Klaus: »eine bis dahin nie vorfindbare Falltür zur Hölle«). Sonette aus seinem ausufernden Sonettwerk erschienen in früheren »Meiendorfer Drucken« (mit seiner Stimme auch auf Cassette). Sein großer Roman »Die Pyranhas« blieb Manuskript.
In den Sonetten von Richard Klaus rühren Spott & Bitterkeit (mit Trauerrand) unausweichlich an Schmerzgrenzen. Bilder wirbeln hin
R. W.
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