Vogelflug

Mit rückgehaltnem Kopf entfliegt ein Reiher,
der Flügelschlag geruhsamt flußentlang:
ein Abendbild. Rotbrauner Wolkenhang
fällt sachte ab und fußt beim Horst am Weiher.

Wie schwarze Fetzen fliegen wirre Schreier
vom Brachland her zu Müll- und Menschendrang:
Die Krähen schreien heimatlos und bang
und fliegen weit und weiter, frei und freier.

So viele Flüge, weite Züge, Ziele ...
Verlorenheiten auch in Dunst und Rauch,
im Wind gewachsen und unfaßbar viele.

Gefieder sträubt von Sturm sich oder Hauch –
noch hält die Haut ganz fest die Federkiele,
das hilft beim Sturzflug, hilft dem Aufflug auch.

für Sibylle Wehner

Robert Wohlleben

Enthalten in
Der grinsende Vater = Meiendorfer Druck 16