2. Projektbeschreibung Verlagsveröffentlichung des Buches
Umfang: voraussichtlich 160 Seiten
99 Sonette; im Anhang als Selbstkommentar des Autors ein bisher unveröffentlichter poetologischer Aufsatz «Über eigene Sonette Betrachtungen eines Unzeitgemäßen» (der Text gibt eine Standortbestimmung des Autors im Rahmen der abendländischen Lyriktradition und kann zugleich als eine Art Kurzlehrbuch zur Kunst des Sonettierens verstanden werden); ferner Anmerkungen für Germanisten und Literatursoziologen zur bisherigen Rezeption des Autors; schließlich das alphabetische Register der Gedichtanfänge und das Inhaltsverzeichnis.
20 Seiten aus den «Geigerzählern» sind dem Antrag in Kopie beigefügt. Dabei handelt es sich um Satzproben für die geplante Veröffentlichung (erstellt mit dem Textverarbeitungsprogramm SIGNUM).
Klaus M. Rarisch, der Autor, arbeitet hauptberuflich an einem Forschungsinstitut in Berlin und ist seit 30 Jahren nebenruflicher Schriftsteller. Näheres ist der beigefügten Biobibliographie Klaus M. Rarisch zu entnehmen.
Ich werte die literarische Produktion von Klaus M. Rarisch als bedeutsamen Beitrag zur Gegenwartsliteratur. Genau zufassende Realitätsorientierung ist in Motiv- und Themenwahl feststellbar. Wenn Klaus M. Rarisch über Gegenwart dichtet, verfügt er nichtsdestoweniger über ältere Methoden von Denken und Versprachlichung (Renaissance, Romantik, Expressionismus, Surrealismus). Mit den «Rückgriffen» entsteht ein hochkompliziertes Spiel. Das will in seiner ganz persönlich bedingten und ausgeprägten Aufrasterung von Realität stets in den EXEMPLARISCHEN Umgang damit umschlagen. Was ich sehr hoch bewerte: Es gibt bei der beschriebenen Vorgehensweise des Autors viel zu lachen (in äußerst unterschiedlichen Nüancierungen). Ich möchte nach Kräften dazu beitragen, daß die gesammelten Sonette von Klaus M. Rarisch der literarischen Öffentlichkeit zugänglich werden. Sukzessive «kleine Portionen» zu veröffentlichen, würde diesem Sonettwerk mit seinen vielen Facetten und seiner Breite nicht im geringsten gerecht. Mit meiner Wertschätzung von Rarischens Sonettdichtung stehe ich ja auch keineswegs allein da. Im Anhang zum Antrag ein Auszug aus «Lyrik heute Kritische Abenteuer mit Gedichten» von Dieter Hasselblatt. Auch Ernst-Jürgen Dreyer befaßt sich in einem bisher unveröffentlichten im Typoskript dem Anhang angefügten Aufsatz («Nur ein poète maudit, ein Visionär») ausführlich mit Klaus M. Rarisch. Ingeborg Carlson und Jürgen Schlütter sind in literaturwissenschaftlichen Veröffentlichungen auf die Sonette von Klaus M. Rarisch eingegangen. Aus einem Brief von Ernst-Jürgen Dreyer will ich doch zitieren: «Rarischs Sonette sind AUCH eine Handwerkslehre, der Kunst der Fuge vergleichlich; sozusagen ein Lehrbuch, aus dem man endlich mal wieder erfährt, was rechte Winkel und Kreise sind und der Wert Pi.» Schon früher habe ich Werke von Klaus M. Rarisch verlegt: Den Gedichtzyklus «Der Tod ein Traum oder Salmi della Salma» (1977) und die Streitschrift «Das Ende der Mafia» (1981). (Letztere füge ich dem Anhang zum Antrag bei.) Differenzierungen in meinem verlegerischen «Kalkül»: Sonette allein sind für mich noch nicht der Anlaß für einen Antrag auf Druckkostenzuschuß beim Literaturfonds. So habe ich aus eigenen Mitteln die bisher zwei Hefte mit Sonetten von Richard Klaus («Eisprung I», «Eisprung II») und von Dieter Volkmann («15 Maurerische Sonette für einen Holzschneider») finanziert von meinem «Grinsenden Vater» zu schweigen. Ich habe vor, von Richard Klaus weitere Eisprünge folgen zu lassen, nachdem ich etwas Einblick in sein ungefüg uferloses Sonettwerk gewonnen hab. Unterschied zu Klaus M. Rarisch: KMR ist als Sonettdichter bereits so weit präsent, daß die Zeit einfach reif ist für eine publikatorische Überschau; die Sonette von Richard Klaus sind jedoch überhaupt erst noch öffentlich zu machen. Da erscheint mir die «Einspeisung» nach und nach als das Gegebene (im Moment jedenfalls).
Erfahrungen mit dem gegenwärtigen Literaturbetrieb in der Bundesrepublik Deutschland einschließlich von Berlin (West) zeigen bekanntlich: Anspruchsvolle Gedichtbände können nur noch unter der Voraussetzung erscheinen, - daß entweder ein etablierter Großverlag noch das Prinzip der Mischkalkulation praktiziert, d. h. daß die im Verlagsprogramm enthaltenen Bestseller-Ausgaben mit den entsprechenden Profiten die nicht marktgängigen Lyrik-Publikationen mitfinanzieren (das gilt ganz besonders für die hochanspruchsvolle Form des Sonetts) - oder daß ein Druckkostenzuschuß zur Verfügung gestellt wird, sei es von einem privaten Mäzen oder von einer öffentlichen Institution. Die erste Alternative ist bei der oben dargelegten Struktur meines Verlags nicht gegeben. Ein privater Mäzen ist nicht in Sicht. Die Kulturverwaltungen im Bundesland Hamburg (Sitz meines Verlags) oder in Berlin (West) (Wohnort des Autors) lehnen die Literaturförderung in Form von Druckkostenzuschüssen prinzipiell ab. Somit kommt für mich jetzt der Deutsche Literaturfonds als Zuschußgeber in Betracht. Als Kleinverleger mit einer eher anspruchsvollen Produktion (ich glaub, ich darf das so feststellen) muß ich leider beobachten, daß nur sehr wenige Buchhandlungen sich überhaupt um Publikationen kümmern, deren Abnehmerschaft von vornherein auf einen sich auf die «Anstrengungen des Lesens» einlassenden Leserkreis begrenzt ist. Der Buchhandel ist doch stark auf raschen Umsatz größerer Stückzahlen ausgerichtet. Hinzu kommt, daß die meisten meiner «Meiendorfer Drucke» mit einem Ladenpreis von 5 DM dem Buchhandel keine nennenswerte Verdienstspanne bieten. So habe ich verschiedentlich vom geistvermittelnden Gewerbe gesagt bekommen, daß die «Meiendorfer Drucke» in ökonomischer Sicht nur eine Belastung wären, deshalb no go. (Bitter.) Die Publikationen meines Verlags fanden von Anfang an deutliches Interesse bei einer ganzen Reihe von Lesern und Rezensenten, was sich allerdings nicht nachhaltig absatzfördernd auswirkte. Seit einer Weile stelle ich jedoch immer wieder fest, daß der Bekanntheitsgrad der «Meiendorfer Drucke» über die Jahre stetig gewachsen ist. Kürzlich erfuhr ich, daß die drei in diesem Jahr erschienenen Sonetthefte (Meiendorfer Drucke Nr. 15 bis 17) der Jury für den Peter-Huchel-Preis mit vorliegen. Ich sehe daran: Es war richtig, daß ich mich auf dem ganzen langen Weg nicht um «Marktkonformität» gekümmert hab. Ich bin zutiefst davon überzeugt, daß niemand anders diese wahrlich «schwierigen» (also anspruchsvollen) Sonette verlegt hätte. Mir ist klar, daß meine Hefte mit manchen Parametern in die «Bibliophilie» spielen (Druckbild, kleine Auflage ...). Ich gedenke aber nicht (was ja leicht wäre), weitere Schritte in diese Richtung zu tun. Also nicht das echte Bütten, nicht die Fadenheftung ... und auch nicht die entsprechend prohibitive «Preisgestaltung».
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